Osteopathie und Osteopathische Medizin

Prinzipien der Behandlung

Grundprinzip der Osteopathie ist die Fähigkeit des Körpers zur Selbstregulation und Selbstheilung. Gesundheit und Wohlbefinden erfordern ein ausgewogenes Zusammenspiel aller Körperfunktionen. Entsteht ein Ungleichgewicht z. B. durch einen Unfall, Gelenkblockierungen, Verdauungsprobleme oder auch Stress, sind die Selbstheilungskräfte des Körpers eingeschränkt. Man fühlt sich nicht mehr wohl, es treten Schmerzen auf. Krankheiten können entstehen.

Die Osteopathie gründet sich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen insbesondere im Bereich der Anatomie und Physiologie sowie auf der Erfahrungsmedizin. Sie stellt keine Alternative zur Schulmedizin dar, sondern ist eine Ergänzung des Behandlungsspektrums.

Anwendungsgebiete - Wann kann die Osteopathie helfen?


Aus rechtlichen Gründen erforderlicher Hinweis zur Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode:
Die auf diesen Seiten dargestellten Behandlungsmethoden werden in der Wissenschaft in ihrer Bedeutung und Tragweite nicht einheitlich beurteilt. Auch liegen diesbezüglich noch keine randomisierte placebokontrollierte Doppel-/Blindstudien vor, wie es die höchstrichterliche Rechtsprechung bei gesundheitlichen Wirkaussagen fordert, und wie sie bei bestimmten Medikamenten vorhanden sind.

Die entsprechenden Möglichkeiten die Behandlungen in diesen "Doppel-Blind-Studien" zu überprüfen werden jedoch kontrovers diskutiert. Ärztliches Wissen und juristische Betrachtungsweise stimmen ebenso wie medizinische Erfahrung und Wissenschaft nicht immer überein.


Es besteht ein breites Spektrum an Indikationen, z.B.:

  • Schmerzen und Funktionseinschränkungen im Bewegungsapparat
  • Fehlhaltungen
  • chronische Muskelverspannungen
  • akute und chronische Schmerzzustände
  • Behandlung nach größeren und kleineren Unfällen

Ursprung und Geschichte der Osteopathie

Entwickelt wurde die osteopathische Medizin um 1870 von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still. Er suchte nach neuen Wegen und Behandlungsverfahren für seine Patienten, denen er mit den damaligen Möglichkeiten der Schulmedizin nicht helfen konnte. Sehr bald stellte sich das Verfahren als äußerst erfolgreich heraus. Mit den Jahren wurden auf der grundlegenden Philosophie Stills eine Reihe von anderen osteopathischen Techniken entwickelt. Seit dem 2. Weltkrieg etabliert sich die Osteopathie auch in Deutschland zunehmend.

Wie wirkt die Osteopathie?

Die Osteopathie stellt das Gleichgewicht zwischen den Geweben und Organsystemen wieder her und unterstützt so die Fähigkeiten des Körpers zur Selbstregulation und Selbstheilung. Der Osteopath ertastet mit den Händen Funktionsstörungen im Körper, die sich als eingeschränkte Beweglichkeit der Strukturen darstellen. Bei der Behandlung wird diese Beweglichkeit wieder hergestellt, so dass sich die Strukturen frei bewegen und besser funktionieren können. Dies kann passiv erfolgen über bestimmte Lagerungen, durch gezielten Druck auf Gewebestrukturen, rhythmische Mobilisationen und auch aktiv über Mithilfe des Patienten durch Anspannung von Muskelgruppen.

Der Körper wird hierbei immer als Einheit betrachtet und entsprechend diagnostiziert und behandelt. Drei Teilbereiche, die untrennbar zusammenhängen, werden hierbei unterschieden: Der Stütz- und Bewegungsapparat (parietale Osteopathie), die inneren Organe (viszerale Osteopathie) und der Kopf (kraniale Osteopathie).

Der Behandlungsschwerpunkt liegt nicht notwendigerweise auf dem schmerzhaftesten Körperbereich, sondern Beschwerden können auch Folge von Veränderungen in einem anderen Bereich sein, z. B. können Kopfschmerzen durch eine Fehlstellung des Beckens verursacht werden und somit Veränderungen der gesamten Körperstatik beeinflussen.

Welche Osteopathietechniken gibt es?

Bei einer osteopathischen Behandlung kommen verschiedene Techniken in Kombination zum Einsatz. Nachfolgend eine Auswahl:

  • Weichteiltechnik
    Technik am Weichteilgewebe, bei dem mit Druck, Zug oder Dehnung gearbeitet wird
     
  • Myofasziale Technik
    Technik zur Lösung von Funktionsstörungen im Muskelfaszienbereich
     
  • Counterstrain-Technik
    Technik, bei der über definierte empfindliche Gewebepunkte/Tenderpoints und eine gezielte Positionierung eine Entspannung und Lösung dieser Punkte erreicht wird.
     
  • Muskelenergie-Techniken
    Technik, bei der aus einer bestimmten Position gegen einen definierten Widerstand über die willkürliche Bewegung des Patienten die Behandlung der Funktionsstörung erfolgt
     
  • HVLA-Techniken
    Manipulationen von einzelnen Wirbelsäulensegmenten, ähnlich der Chirotherapie
     
  • Balanced Ligamentous Tension
    Ausbalancieren der Gewebe unter leichtem Druck und dadurch Nutzen der körpereigenen Regulationsmechanismen
     
  • Viscerale Techniken
    Lösung von Funktionsstörungen im Bereich der inneren Organe
     
  • Osteopathische Techniken im kranialen Bereich
    Behandlung von Funktionsstörungen im Schädel, Mittelgesicht und Kiefergelenk
     
  • Craniosakrale Osteopathie

Wie wird die Osteopathie durchgeführt?

Zu Beginn jeder osteopathischen Behandlung wird der Körper gescannt, um die Hauptfunktionsstörungen zu lokalisieren. Dann werden diese weiter differenziert und entsprechend behandelt. Die Behandlung dauert zwischen 20 und 40 Minuten. Am Tag der Behandlung soll kein anstrengender Sport mehr durchgeführt werden, um die Regulationsmechanismen des Körpers nicht zu beeinträchtigen. Außerdem ist auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

Behandlungsdauer und Intensität der Osteopathiebehandlung

Behandlungsintensität
Die Behandlungsintensität wird individuell festgelegt. Nach der Erstbehandlung erfolgt eine kurzfristige Kontrolle nach ein bis 3 Wochen. Die Planung der weiteren Behandlungen ist vom Therapieverlauf abhängig.

 

Behandlungsdauer
Eine Behandlung dauert zwischen 25 und 40 Minuten.

Sinnvolle Ergänzungen zur Osteopathie

  • Krankengymnastik, Manualtherapie, Osteopthie, aber nie direkt nach der Behandlung.

Krankengymnastik und Manualtherapie sind am gleichen Tag möglich, Osteopathie (außer bei energetischer Kombinationsbehandlung) am besten mit einigen Tagen Abstand.

  • Vor der Behandlung: Schröpfmassage, Triggerpunktbehandlung, Spineliner

Was ist bei der Osteopathie zu beachten?
Vorteile, Nachteile, Nebenwirkungen

Vorteile:

Es handelt sich um ein ganzheitliches Verfahren. Die Wirkung wird allein von den Händen des Therapeuten angestoßen.

Nachteile/Nebenwirkungen:

Nach einer osteopathischen Behandlung kann es zunächst zu einer Erstverschlechterung kommen. Im Rahmen der körpereigenen Regulation können Muskelschmerzen wie Muskelkater auftreten, oder man nimmt wahr, dass etwas im Körper in Bewegung kommt. Meist verschwinden diese Symptome nach den ersten ein bis zwei Tagen. Stehen die funktionellen Einschränkungen bei der Beschwerdesymptomatik nicht im Vordergrund, kommt es zu keiner direkten wahrnehmbaren Verbesserung.

Weiterführende Literatur

Auf den Inneren Arzt hören: Eine Einführung in die CranioSacrale Therapie
John E. Upledger, Irisiana Verlag

Die Botschaften unseres Körpers: Ganzheitliche Gesundheit ohne Medikamente
J.P.  Barral, Irisiana Verlag

Osteopathie: Das sanfte Lösen von Blockaden  
C. Tsolodinos,Thorsten Liem, Trias Verlag

Wissenschaftliche Studien

BMC Musculoskelet Disord. 2014 Aug 30;15:286. doi: 10.1186/1471-2474-15-286.
Osteopathic manipulative treatment for nonspecific low back pain: a systematic review and meta-analysis.
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J Am Osteopath Assoc. 2010 Nov;110(11):653-66.
American Osteopathic Association guidelines for osteopathic manipulative treatment (OMT) for patients with low back pain.
Clinical Guideline Subcommittee on Low Back Pain; American Osteopathic Association.

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Efficacy of spinal manipulation for chronic headache: a systematic review.
Bronfort G1, Assendelft WJ, Evans R, Haas M, Bouter L.

J Bodyw Mov Ther. 2017 Oct;21(4):866-872. doi: 10.1016/j.jbmt.2017.03.001. Epub 2017 Mar 6.
Impact of osteopathic therapy on proprioceptive balance and quality of life in patients with dizziness.
Papa L1, Amodio A2, Biffi F2, Mandara A3.

J Bodyw Mov Ther. 2017 Jul;21(3):541-548. doi: 10.1016/j.jbmt.2017.05.021. Epub 2017 Jun 1.
Conservative management of temporomandibular dysfunction: A literature review with implications for clinical practice guidelines (Narrative review part 2).
Butts R1, Dunning J2, Pavkovich R2, Mettille J3, Mourad F2.