Die Behandlung beginnt mit der genauen Schmerzschilderung
Der erste wesentliche Schritt, wenn wir die konservative Therapie gemeinsam planen, ist die genaue Schilderung Ihrer Beschwerden. Wo genau befinden sich die Beschwerden, sind die Schmerzen nur im Rücken oder strahlen Sie auch ins Bein aus, liegen Missempfindungen im Bein vor oder ein Schwächegefühl und besonders wichtig: Wann treten die Beschwerden auf, wodurch können Sie ausgelöst werden, wodurch können sie ggf. gelindert werden. Hierdurch erhaltene schon wichtige Hinweise zu den wahrscheinlich hilfreichen Therapieformen.
Weitere wichtige Hinweise zur Behandlung ergeben sich aus der körperlichen Untersuchung
Anschließend führen wir eine genaue körperliche Untersuchung durch. Hierbei ist wichtig, nicht nur den Rücken alleine anzuschauen, sondern insgesamt die Statik sowohl der Wirbelsäule und des Beckens zu beurteilen als auch die Funktion der Hüft-, Kniegelenke und Füße zu überprüfen. Der Rücken muss auf Schmerzpunkte, Muskelverspannungen und –verhärtungen, Triggerpunkte, Funktionsstörungen und Bewegungseinschränkungen untersucht werden.
Kofaktoren herausfinden
Der nächste wichtige Schritt ist das Herausfinden von weiteren Kofaktoren, um dann gezielt die Schwerpunkte der konservativen Behandlung festlegen zu können. Hierzu führen wir, je nachdem welche Punkte in der Untersuchung auffällig waren, eine ergänzende funktionelle Diagnostik durch.
Da Rückenschmerzen oftmals mit einer Veränderung der Muskulatur und der Fascien (bindegewebigen Hüllen) einhergehen können wir bei auffälligem Befund eine gezielte Elastographie der unteren Rückenmuskulatur und der großen bindegewebigen Hülle durchführen. Hier lässt sich die Elastizität der Muskulatur darstellen, was uns Hinweise auf lokale Verhärtungen/Triggerpunkte und Veränderungen im Faszienbereich gibt. Bei auffälligem Befund kann dann eine gezielte Triggerpunktbehandlung oder Faszientherapie in das Therapieprogramm eingeschlossen werden.
Auch die Überprüfung der Aktivität der Rückenmuskulatur mit einem EMG, vergleichbar mit dem EKG des Kardiologen, setzen wir zur Bestimmung der Rückenmuskulatur gerne ein. Hier lassen sich muskuläre Schon- und Schutzhaltung bei der Bewegung nachweisen. Sie führen die Bewegung zwar korrekt aus, z. B. Drehen sich nach rechts, nutzen aber nicht die Rückenmuskulatur, sondern nehmen andere Hilfsmuskeln. Selbst wenn Sie jetzt gezielt Drehübungen trainieren, werden Sie Ihre Rückenmuskulatur nicht kräftigen, weil sie gar nicht aktiviert wird.
Das Wichtigste - die gezielte Therapieplanung
Abschließender Schritt der durchgeführten Diagnostik ist die Wichtung und Bewertung der nachgewiesenen Befunde. Selten liegen nur in einem Bereich Veränderungen vor. Häufig ist eine Kombination verschiedener Ansätze erforderlich, um erfolgreich zu sein.
Hier passieren die meisten Fehler, viele unserer Patienten hatten vorher schon die ein oder die andere Behandlung. Oft wurden aber die Behandlungen nicht in einem Konzept miteinander verbunden oder die Intensität und die Behandlungsinhalten waren nicht genau genug auf Ihre individuelle Symptomatik ausgerichtet.
Wenn wir aber Schmerzsymptome, die lokalen Befunde die Muskelverhärtung, Bewegungseinschränkungen und die diagnostischen Ergebnisse gleichermaßen berücksichtigen können wir eine sehr individuelle und damit oftmals nachhaltig erfolgreiche Therapie entwickeln.
Für einen nachhaltigen Erfolg:
Besser mehrere Behandlungsmöglichkeiten kombinieren
Die Beschwerden und die Einschränkungen im Alltag können bei einem Bandscheibenvorfall erheblich sein. Infolge der Schmerzen entstehen oft weitere Verspannungen, Muskelverhärtungen, muskuläre Dysbalance und Ausweichbewegungen.
Am Anfang der Therapie (Akutphase) steht deshalb auf die Schmerztherapie mit zusätzlichen Behandlungen zur muskulären Entspannung. Mit zunehmender Rückbildung der Beschwerden rücken dann andere Therapien, zumeist zur Kräftigung der Muskulatur, in den Vordergrund.
- Lokale Schmerztherapie
- Infiltrationen (Neuraltherapie oder gezielte Umflutung einer gereizten Nervenwurzel)
- Schmerztherapeutische Akupunktur; muskelentspannende Schröpfmassage, Wärmeanwendungen (Infrarot) und Triggerpunkttherapie (Spineliner)
- Fokussierte Trigger-Stoßwellentherapie zur Behandlung von Triggerpunkten, Verspannungen und Verhärtungen im Muskel- und Faszienbereich
- Verbesserung des Bewegungsmusters (muskuläre Ansteuerung und Entspannung) durch eine neurophysiologische Trainingstherapie
- Osteopathische Behandlungen
- Verordnung von Krankengymnastik, Manuelle Therapie ggf. ergänzt um Wärme- oder Reizstromanwendungen
- Krankengymnastik am Gerät zum Muskelaufbau nach Besserung der initialen Beschwerdesymptomatik
- Ergonomische Arbeitsplatzberatung mit Anleitung zum bewegten Arbeitsalltag
Aus der gezielten Untersuchung Ihrer Wirbelsäule, der Gelenkfunktionen und der im Einzelfall typischen Alltagsbewegungen und Belastungen ergibt sich ein ganz auf Ihre individuelle Bewegungsart ausgerichtetes Therapieprogramm. Mit den aus der Analyse gewonnenen Therapievorschlägen kann oft eine erhebliche Verbesserung der Wirbelsäulenbelastung und eine Minderung des Fortschreitens der Arthrose erreicht werden.
Parallel zu den Übungen zur Verbesserung von Körperhaltung und Muskelkraft sollten, z.B. im Rahmen von Entspannungs-, Stressbewältigungs- oder Fitnesstrainings (Kurse oder individuelle Angebote) allgemeine Strategien zum aktivieren Umgang mit Alltagssituationen umgesetzt werden. Über einen Stress-, Entspannungs- oder allgemeinen Fitnesstest lassen sich auch in diesen Bereichen individuelle Inhalte für Ihre Bedürfnisse festlegen und die entsprechenden Trainings durchführen.
Zusätzlich zu diesen, mehr zur langfristigen Stabilisierung des Rückens ausgelegten Therapiemaßnahmen, können symptomatische Behandlungen zur Verbesserung des Knorpelstoffwechsels und zur Reduzierung der Entzündung, wie z. B. Injektionen von homöopathischen Medikamenten oder Hyaluronsäure, die Orthokintherapie und die Einnahme von knochenstoffwechselaktivierenden Medikamente erfolgen.