Schmerztherapie bei chronischen Schmerzen
Die Erkenntnisse der moderen Schmerz- und Hirnforschung nutzen!
Alle wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen:
Es gibt sie nicht mehr, die strikte Trennung von körperlichen Strukturen auf der einen und unserem motorischen Nervensystem zur Steuerung unser Muskeln, unserem Verhalten, dem Stress- und Schmerzsystem, unseren Emotionen und Bewusstsein auf der anderen Seite.
Vielleicht erinnern Sie sich an eine Situation in der sie sich erschreckt haben.
Manchmal fährt es uns dabei blitzartig durch den Körper.
Wenn wir genau beobachten, aber auch wenn wir es mit modernen wissenschaftlichen Methoden untersuchen, die Reaktion des Körpers, die Spannung im Magen oder in der Muskulatur entsteht bevor wir mit unserem Bewusstsein die Situation wahrnehmen oder verstehen.
Das heißt unser Körper hat schon reagiert bevor wir wissen was passiert ist.
Aber nicht nur das.
Auch das mechanische Erklärungsmodell "Ursache -> Wirkung" (Descartes 1664) gilt für die meisten Nackenschmerzen nur sehr eingeschränkt, eigentlich nur in "extremen" Ausnahmefällen,
wie z.B. bei einem schweren Unfall.
Heute wissen wir um wie viel komplexer unser Körper und Nervensystem miteinander verknüpft sind.
So können z.B. selbst größere Bandscheibenvorfälle an der Halswirbelsäule vollkommen schmerzfrei sein, wohingegen kaum messbare Dysbalancen der Muskulatur zu anhaltenden und schmerzhaften Verspannungen führen können.
In den meisten Fällen gibt es nicht eine isolierte Ursache,
sondern die Beschwerden entstehen im Zusammenspiel mehrerer ungünstiger Faktoren
Z.B. einer leichten Abnutzung, ungenügender Muskelkraft, hoher Stressbelastung am Arbeitsplatz und schlechter Haltung.
Wird dann nur ein dieser Faktoren behandelt, reicht dies bei chronischen Schmerzen nicht aus um eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen.
2003 erklärte deshalb die WHO das die Ursachen von Krankheit und Gesundheit
nur im Zusammenspiel verschiedener Regelungsysteme zu verstehen sind.
Dies führte zur Entwicklung des biopsychosozialen Modell zur Erklärung von Gesundheit, Krankheit und Beschwerden.
Mit den damit verbundenen wissenschaftlichen Untersuchungen veränderte sich auch unser Verständnis von Schmerzen radikal.
Für den orthopädischen Bereich bedeutet dies, dass, wenn wir die Ursachen von Schmerzen verstehen wollen, wir unbedingt auch die anderen Anteile unserer Körpersteuerung berücksichtigen müssen.
Dies umfasst mit den Bereichen Struktur, Funktion, Selbst und Person (Wesen) alle wichtigen Elemente (sog. Kontextfaktoren), die die modernen wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zur Verfügung stellen.
Damit ist eine differenzierte und ganzheitliche und vor allem nachhaltige Behandlung Ihrer Schmerzen möglich.
Auch wenn es banal und dabei sehr vereinfachend ist, nehmen wir als Beispiel das Auto.
Diese Faktoren entscheiden ob wir Rückenschmerzen haben oder schmerzfrei sind:
- Intakte Strukturen
Das sind Wirbelkörper, Bandscheiben Gelenke, Muskeln, ...
Beispiel Auto: Karosserie, Sitze, Lenkrad, Räder, ... - Gute Funktionen
Das sind Muskeln die funktionieren, sich zusammenziehen und entspannen können, Kraft (!) haben, Bänder die sich dehnen, aber auch unser Stoffwechsel, ...
Beispiel Auto: Funktionierender Motor, Kolben die sich bewegen, Bremsen die bremsen, ... (ein Motor der nur gut aussieht aber nicht läuft macht keinen Sinn) - Funktionierendes Steuerungssystem
Unser im Nervensystem hinterlegtes Programm das die Muskeln steuert, aber auch die Nerven, unser motorisches "Programm", d.h. z.B. mit welchen Muskel machen wir welche Bewegungen, nutzen wir die "richtigen" Muskeln?
Beispiel Auto: Heute natürlich vor allem Software und Assistenten, aber auch Lenkung, Batterie, Leitungssystem, Scheinwerfer, Blinker, ... - Unsere "Person"
Was machen wir mit unserem Rücken, wie machen wir es, wie lange machen wir es, wie geht es uns dabei, ...
Beispiel Auto: Verkehrstüchtiger Fahrer: Ziel und Weg festlegen, lenken, Gas geben, aufmerksam sein, reagieren..